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Ausbildung zum Trauerbegleiter - Erfahrungsbericht

Nachdem die Kirchen in den Großstädten seit dem 20. Jahrhundert immer mehr an Bedeutung verlieren – in Hamburg gibt es nur noch knapp 40 % Christen – ergibt sich aus der Säkularisierung ein seelsorgerliches Vakuum. Früher war es ortsüblich, bei einem Sterbefall als erstes den Pastor anzurufen. Heutzutage wird selbstverständlich der Bestatter zuerst als Vertrauensanlaufstelle angerufen. Nach der Durchführung der Bestattung kommt, je nach emotionaler Nähe, der hartsteinige Weg der Trauer auf die/den Witwe(r) zu.
Als Reaktion auf diesen Wandel wurden in den letzten 20 Jahren mehrere Trauerbegleitungs- Institute gegründet. Durch die  Ausbildung zum Trauerbegleiter können die Bestatter die Angehörigen über die Trauerfeier hinaus qualifiziert unterstützen.

Was ist Trauerbegleitung?

Um Missverständnissen vorzubeugen: Trauerbegleitung ist keine Psychotherapie, sondern ein niederschwelliges Angebot, um Verlustprozesse besser in das eigene Selbst integrieren zu können. Ziel ist nicht, Trost zu spenden, sondern die Menschen auf Gedankenpfaden zu leiten, Reflexionsprozesse anzustoßen, die sie aus der Verzweiflung führen.

Institut für Trauerarbeit (ITA) e. V.: Ein Erfahrungsbericht

Eines der ersten Trauerbegleitungs- Institute  in Deutschland war das ITA Institut für Trauerarbeit in Hamburg. In vierzig echten Tagen, zwei Jahre berufsbegleitend, gegliedert in Seminarwochen und Wochenenden wird an einem abgeschiedenen, magischen Ort in der Lüneburger Heide ein Ritt durch Therapiewelten unternommen, um verschiedene Methoden zu lernen, bzw. in sie hineinzuströmen. Angefangen von der Maltherapie, die eine Bewusstwerdung von Gefühlen zeitigen soll, verborgene Seelenkammern eröffnet, bis zur Aufstellungsarbeit im Bibliodrama. Der Bogen spannt sich von C.G. Jung, Traumdeutung, Gruppendynamik, Musiktherapie bis zur worst-case-Kommunikation (z.B. Suizid). Die Dozenten kommen aus aller Welt und sind hochrenommiert. Die festgefügte Gruppe wird durchgängig von einer Psychologin und Gestalttherapeutin begleitet.

Sich selbst einbringen

Ganz wichtig ist, sich selbst einzubringen und zwar nicht auf der analytischen Metaebene, sondern auf der Gefühlsebene. Wir arbeiten mit den Gefühlen von Menschen und so ist die Ausbildung eine Reflexion des Selbst und seiner Gefühle. Wer darüber nicht kommunizieren mag, Schreiben über Gefühle unterirdisch findet und Mitfühlen dort lernen will, sollte an der Ausbildung nicht teilnehmen, denn sie ist auf innere Prozessarbeit und Kreativität im Gefühlsweltenwandel aufgebaut und kein Universitätslehrgang.

Nach meiner Ausbildung 2011/2012 konnte ich mit einem großem Handwerkskoffer von Methoden in die Trauerbegleitung starten und die Teilnehmer unserer Trauergruppen (20 Stunden) sind einem lebenslang dankbar. Vieles hat einen magischen Flow und man kann das Erlernte gut  einsetzen für „seine“ Trauernden und so Hilfe geben und sich gleichzeitig vom Wettbewerb positiv differenzieren.

Lesen Sie den vollständigen, unveränderten Erfahrungsbericht von Holger Wende in der Printausgabe der bestattungskultur 04.2015