Foto © Mareike Wöhler

Der älteste islamische Friedhof wird bald 150 Jahre alt

Ende 2016 wird der älteste islamische Friedhof Deutschlands 150 Jahre alt. Er befindet sich am Columbiadamm in Berlin, direkt neben dem stillgelegten Flughafen Tempelhof. Die kurze Geschichte seiner Entstehung:

Die Vorläufer-Grabstätte

1798 stirbt unerwartet der erste ständige Gesandte des Osmanischen Reichs am preußischen Königshof, der Schriftsteller und Dichter Ali Aziz Efendi. König Friedrich Wilhelm III. liegt an guten Beziehungen zum Osmanischen Reich. Er überlässt der diplomatischen Vertretung des Reiches ein kleines Grundstück vor dem Halleschen Tor, um den Gesandten  nach islamischem Ritus beizusetzen. Es entsteht die erste islamische Grabstätte Berlins. Zur Kriegszeiten mit Napoleon gerät die Stätte in Vergessenheit, bis sie 1836 wiederentdeckt wird.

Ein Friedhof auf Dauer

1866 soll am Ort der Grabstätte ein Kasernenhof entstehen. König Wilhelm I übereignet dem Osmanischen Reich dafür ein Grundstück für einen dauerhaften islamischen Friedhof. Der König beauftragt seinen Baumeister mit dem Entwurf einer hohen Grabsäule mit goldener Mondsichel, die ein Zeichen der preußisch-osmanischen Freundschaft sein soll.

Erster Weltkrieg: Namensgebung im Zeichen des Militarismus

Der offizielle Name lautet heute „Islamischer Friedhof am Columbiadamm/ Türkische Kriegsgräberstätte zu Berlin“. Der türkische Name „Türk Sehitligi“ hingegen zeugt noch von der Zeit des Ersten Weltkriegs, als Kaiser Wilhelm II mit Osmanischem Reich gegen Briten, Franzosen und Russen koaliert und der Sultan 1914 in Istanbul auf Druck Preußens gegen jene einen „Heiligen Krieg“ ausruft. Verletzte und nach medizinischer Behandlung in Berlin verstorbene türkische Soldaten werden nun als im Glaubenskampf für den Islam oder im Kampf für das Vaterland gefallene Märtyrer bzw. Helden („Sehitlik“) nach islamischem Ritus bestattet.

Der Friedhof heute: Erinnerungsort und Gemeindezentrum

Mittlerweile darf auf dem Friedhof nicht mehr beerdigt werden. 1989 wurde aufgrund des begrenzten Platzes die letzte Bestattung durchgeführt, da muslimische Gräber nicht neu belegt werden dürfen.  Zwischen 1999 bis 2005 wurde neben den Gräbern die Sehitlik-Moschee gebaut. Mit ihrer an osmanische Bauwerke des 16. und 17. Jahrhunderts angelehnten Architektur gilt sie als die schönste Moschee Deutschlands.

Lesen Sie den vollständigen, unveränderten Artikel von Mareike Wöhler in der Printausgabe der bestattungskultur 03.2015