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Evangelische Bestattung in der heutigen Gesellschaft - Interview mit Anke Gödersmann

Pfarrerin Anke Gödersmann ist im Seminar für pastorale Ausbildung unter anderem für die Bereiche Kasualien und Seelsorge zuständig.

bestattungskultur: Wie führen Sie die angehenden Pfarrerinnen und Pfarrer an das Thema Bestattung heran?

Gödersmann: Wir befassen uns in den Fächern Kasualien und Seelsorge mit diesem Thema. Tatsächlich haben noch nicht alle Theologen, die bei uns in der Pfarrer-Ausbildung sind, Erfahrungen mit dem Tod gemacht – es ist auch bei uns zu spüren, dass der Tod in unserer Gesellschaft tabuisiert wird. Im Fach Seelsorge geht es nun zunächst darum, sein eigenes Verhältnis zum Tod auszuloten, sich eventuell Ängste einzugestehen, um dann als gefestigte Persönlichkeit Menschen in Trauer betreuen zu können.

bestattungskultur: Was zeichnet eine gute evangelische Beerdigung aus?

Gödersmann: Im Grunde beginnt unsere Aufgabe sogar schon früher, im Sterbehaus. Manchmal ist es schade, dass viele Menschen gar nicht wissen, dass ein Verstorbener keineswegs sofort abtransportiert werden muss, sondern die Geistlichen den Abschied begleiten können. Sie können diesem eine Form geben, indem sie Kerzen anzünden, eine kleine Andacht mit Gebeten und Psalmen abhalten und/ oder eine Aussegnung durchführen. Das spendet den Trauernden Trost und hilft beim Loslassen. Ganz wichtig ist auch das Vorgespräch vor der Beerdigung, für das man sich mindestens 1-1 ½ Stunden Zeit nehmen sollte. Hier kann man ausloten, was für ein Mensch der Verstorbene war, welche Lieder und Bibeltexte zu ihm passen. Das hilft einem, eine angemessene Trauerpredigt zu halten.

bestattungskultur: Wie gehen Sie damit um, dass in unserer säkularen Gesellschaft viele nur noch auf dem Papier evangelisch sind?

Gödersmann: Der Tod gebietet dem Leben Einhalt, er unterbricht es, er stellt uns vor existenzielle Fragen: Darauf haben wir als Kirche gute Antworten. In der Hektik des Alltags-Lebens haben viele gar nicht das Bedürfnis, sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen. Beim Tod eines Angehörigen suchen Menschen Trost, brauchen einen Hoffnungsschimmer oder denken darüber nach, ob jetzt alles zu Ende ist oder es vielleicht doch ein Weiterleben im Jenseits gibt. Hier können wir auf den Glauben, auf Gott als gangbaren Weg verweisen. Nicht zuletzt haben wir einen Ritus anzubieten, wir geben dem irdischen Ende eine Form. Das empfinden viele als würdig und sie fühlen sich in diesem sicheren Rahmen auch geborgen.

bestattungskultur: Und wo sehen Sie die Grenzen einer evangelischen Bestattung?

Gödersmann: Also, wenn beispielsweise der Wunsch nach Karnevals oder Fußballliedern kommt, versuche ich das Ganze schon in eine andere Richtung zu lenken. Allerdings halte ich mehr von Interpretation als von Konfrontation. Ich schlage dann zum Beispiel vor, in der Trauerrede zu erwähnen, dass der Verstorbene ein großer Fußballfan war und ein angemesseneres Lied auszuwählen. Die meisten sind dankbar für Ratschläge.

Das vollständige Interview finden Sie in der bestattungskultur-Ausgabe 3.2015, Seite 14.