Fotos © Artur Voth
Bestattungshaus im Stift

Trauertattoos – Unsere Haut als Gefühlslandschaft

Katrin Hartig, die seit Jahren die Selbsthilfegruppe „Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister e.V.“ leitet, hatte eine bemerkenswerte Beobachtung: Menschen lassen sich in der Trauer tätowieren, insbesondere verstärkt seit Anfang der 1990er Jahre. Sogar Menschen, die vorher Tattoos verweigernd oder gar verachtend gegenüberstanden, veränderten ihre Position zu diesem im wahrsten Sinne unter die Haut gehenden Körperschmuck. Freilich ist die Entscheidung für ein Tattoo in einer Trauersituation genau zu bedenken, denn das Tattoo ist ein Statement für immer, die Trauer aber verändert sich. Sie verändert sich und sucht nach individuellem Ausdruck, denn Trauer will manchmal Stille suchen, manchmal aber auch gesehen werden.

Kuratorium Deutsche Bestattungskultur bietet Bestattern kostenfreie Leihe einer Ausstellung

Das Kuratorium Deutsche Bestattungskultur hat nun für alle dem Kuratorium und dem Bundesverband Deutscher Bestatter angeschlossenen Betriebe zwei Versionen der Ausstellung erworben und ist mit den Entwicklerinnen in eine Kooperation eingetreten. Bestatter können die Ausstellung kostenfrei im Kuratorium entleihen und damit die wertvollen Erfahrungen auch dem Kreis und Umfeld des eigenen Bestattungshauses präsentieren. Die Ausstellung wird komplettiert durch umfangreiches Werbematerial wie Einladungen, Anzeigenvorlagen, Plakate und ein Buch zur Ausstellung. Die Bewerbung der Ausstellung kann das eigene Firmenlogo und Corporate Design miteinbeziehen.

Persönliche Zeugnisse

Allen in der Ausstellung vorgestellten Tattoos ist gemein, dass sehr persönlichen Geschichten hinter ihnen stecken. „Ich wollte etwas, was ich immer bei mir trage“, so begründet beispielsweise Gela ihre Entscheidung für ein Tattoo nach dem plötzlichen Tod ihres Sohnes. „Es ist die nach außen getragene Verbindung zu meiner Mama“, sagt die 23jährige Jennifer im Interview zu ihrer Motivation ein solches Körperbild dauerhaft zu tragen. Das Tattoo kann Liebeserklärung und Brücke zum Verstorbenen sein, wie für den 51jährigen Jürgen: „Unsere Trauer hat uns ja auch dahin geführt, dass sich unsere Meinung über Tattoos komplett geändert hat“, sagt der um seine Tochter trauernde Vater.

Startschuss der Ausstellung im Bestattungshaus „Im Stift“ in Bielefeld

Der Startschuss für die Tournee der Ausstellung fiel im preisgekrönten „Bestattungshaus Im Stift“. Andreas Niehaus, der in geschmackvollem Ambiente zahlreiche Gäste begrüßen konnte, weist darauf hin, dass die Ausstellung gute Möglichkeiten bietet, an Schulklassen, Kirchengemeinden Trauergruppen und andere soziale Einrichtungen heranzutreten, die vielfach spontan ihren Besuch in den kommenden Wochen beim Bestatter zugesagt haben. Wichtig ist es aber Andreas Niehaus auch zu betonen, dass Besucher der Ausstellung mit ihren oftmals sehr berührenden Erfahrungen nicht allein gelassen werden dürfen, vielmehr der Gesprächsfaden aufgenommen werden muss und ein kompetenter Ansprechpartner auch vor Ort zur Verfügung stehen sollte.

Oliver Wirthmann als Geschäftsführer des Kuratorium Deutsche Bestattungskultur betonte, dass Trauer als ein existenzieller Prozess sehr individuelle Wege sucht und sich diese Wege auch in der Verschiedenartigkeit der Tattoos ausdrücken. Vorurteile und Klischees, auch über Bestatter und ein Bestattungshaus ließen sich durch eine solche Ausstellung schnell relativieren und damit den Impuls zur Frage setzen, wie eine Bestattungskultur im 21. Jahrhundert aussehen könnte: Aufbauend auf bewährte Formen auch neue Traueräußerungen zuzulassen.

Bereits wenige Stunden nach der Ausstellungseröffnung sind im Kuratorium mehrere Anfragen von Bestattern für weitere Standorte eingegangen. Durch den Erwerb von zwei parallelen Ausstellungen können diese auch meist sofort positiv bestätigt werden

Ausleihmodalitäten erfahren Sie hier kuratorium@bestatter.de